Rita Krahlisch

Liebe Gita, lieber Martin, liebe Tabita und nahezu unbekannt: lieber Toms,

jetzt weiß ich gar nicht recht, wie ich überhaupt anfangen soll, weil so viele Gedanken gleichzeitig durch meinen Kopf schießen. Zunächst: was für eine schöne Idee, Paulis zu seinem Geburtstag mit einer Webseite zu würdigen. Viele Dinge wusste ich gar nicht. Wie geschichtsträchtig der Rennplatz doch ist! Und was ein Mensch mit hinreichend Gottesvertrauen, Hartnäckigkeit und einer Vision doch auf die Beine stellen kann. Ja, an den Gedanken, dass man einiges säen und vielleicht noch etwas keimen und wachsen sehen kann, aber man nie weiß, was letztlich daraus wird, kann ich mich bei ihm auch noch erinnern.

Unter den fleißigen Unterstützern aus den Niederlanden war wohl auch eine Sozialarbeiterin namens Rita, die allseits sehr beliebt war. Der habe ich – laut Mamas Aussage – meinen Namen zu verdanken.

Und sonstige Spuren, die er bei mir hinterlassen hat… ? Also zunächst mal ganz formal – ich bin von ihm getauft und konfirmiert worden, er hat meine Eltern getraut. Ich war nie eine regelmäßige Kirchgängerin, bete auch nicht unbedingt sehr oft, aber ich wusste und weiß stets um den Halt und Schutz durch Gott. Als Papa starb, fand ich das zwar ungerecht, war mir aber sicher, dass er gut aufgehoben war. Gut, blieb mir also nur noch der Vater im Himmel.

Zu Teenagerzeiten war es sicher verlockend, vor der Konfirmation nur ein Jahr Unterricht zu haben und sich das – wie in meinem Fall – aussuchen zu können. Aber im Grunde ging mir die Art, wie Klassenkameraden von ihren Vorbereitungen auf das Ereignis und die Spekulationen auf viele Geschenke erzählten, ziemlich gegen den Strich. Ich war mir manchmal vielleicht auch unsicher, wollte aber auf keinen Fall nur pro forma konfirmiert werden. Die wöchentlichen Treffen und der eher partnerschaftliche Umgang, der jedoch nie eine ganz eigene Art der Unterweisung und Vermittlung vermissen ließ, waren mir stets eine Freude. Nicht ohne Grund wünschten wir uns, diesen Gesprächskreis anschließend weiterzuführen.
Daraus wiederum erwuchs der Kindergottesdienst: Paulis‘ pragmatische Überlegung: da immer öfter einige Kinder von der anderen Straßenseite ihre neugierigen Nasen in die Kirche steckten, meinte er, das sei ein schlechter Markt, wenn dieser Nachfrage kein Angebot folgen würde.

Überhaupt sein Humor und die Fähigkeit, so richtig von Herzen und ganz tief drinnen zu lachen, den (Irr-) Witz einer Situation zu beschreiben und damit manchmal auch absurde Ereignisse auszuhebeln. Mir fällt da der Zeuge Jehovas ein, der Paulis um jeden Preis bekehren wollte, obwohl der nicht mit seinem Beruf hinterm Berg gehalten hatte.

Nicht zuletzt war es Paulis‘ Ermunterung, Theologie zu studieren, und seiner Verbindung nach Bonn zu verdanken, dass ich auf dem Annaberg gelandet und entsprechend dort und von dort aus meinen weiteren Lebensweg gegangen bin. Der war oft wahrhaft holperig, aber wie gesagt: da war immer diese Gewissheit, dass alles seinen Sinn hat

Es war gut und wichtig, Paulis gekannt zu haben, und ich freue mich auch sehr darüber, dass trotz aller Wechsel und Umzüge der Kontakt zu euch geblieben ist.

Danke für eure Mail und die informative Webseite.

Alles Gute, bleibt gesund und lasst gern mal wieder einfach so von euch hören.

Herzlichst

Rita