Rita Chlapowski

Liebe Gita!

Es war gut so viel über und von Paulis zu lesen. Die Biografie, seine Arbeiten und Vorträge. Ich will versuchen etwas zu übersetzen mit Google Translate.

Die Geschichte von Ohmstede, vom Lager. Bilder die ich noch nicht kannte, von einem jüngeren Paulis. Von seinem Grab. Ja, die Worte verstehe ich noch: Dievs ir mīlestība. Schade, dass ich mir nicht mehr Mühe gegeben habe, Lettisch zu lernen.

Lange waren meine Gedanken bei Paulis. Wie er mich mitgenommen hat nach Ohmstede als wir uns getroffen hatten im Schwedenheim in Cloppenburg. Er wollte mir Ohmstede nur zeigen! Als ich zurückfuhr nach Holland, fragte er nicht: Kommst Du nach Ohmstede? Nur:  Wann kommst Du? Es war selbstverständlich!

Und so kam ich. Januar 1961. Jaunkundze Rita.

Du nur ein wenig älter als ich, schon Mutter von Martins. Ich ohne Lebenserfahrungen, so grün, so unerwachsen. Die Zeit in Ohmstede, das Leben dort, der Kontakt mit den Bewohnern, mit Euch, hat mein Leben geformt. Ich erzähle es oft als Beispiel wie eine zufällige (?)  Begegnung  – für mich in Cloppenburg – so einen endgültigen Einfluss haben kann. Ich habe es als Leitung erfahren.

Ich bedaure es, dass ich damals noch so jung und grün war, kein Gesprächspartner, ich hätte so vieles lernen können. Von Paulis, und auch von Dir. Von euch lernte ich u.a. Relativieren.

Paulis war ein richtiger Pastor, ein Hirte. Geduldig, hilfsbereit. Die Bewohner kamen mit allem zu ihm und erwarteten, dass er es wohl löste. Und es gab Probleme, immer wieder. Und manchmal konnten die Leute ziemlich anspruchsvoll sein. Ich bewunderte Paulis.

Und Du warst eine richtige Frau Pastorin, Ihr wart ein Team.

Ach, wie konnte Paulis, wenn es scheinbar unlösbare Problemen gab, sagen: Aber Kinder freuet euch, das Leben ist schön!

Ich erinnere mich an manche ruhige Abende, nach dem Essen – Du konntest so schmackhaft kochen, Gita, besonders an Dein Dessert aus dunklem Brot erinnere ich mich – gemütlich bei Kaffee mit einem Gläschen Benediktiner. Relaxed. Paulis erzählte, er hätte immer ein Zitat von Christian Morgenstern bereit, eine Geschichte von dem Chassidismus. Ich habe später das Buch von Martin Buber gekauft. Seit Paulis habe ich Interesse für das Judentum.

Er hat mein Leben bereichert. Ich bin so dankbar für die Zeit bei Euch.

Ja, ich erinnere mich an Paulis, wie er auf dem schönen Bild zu sehen ist: freundlich lächelnd, und auch wie er eine sardonische Miene machen konnte, aber vor allem, wie er sagte: “Kinder, freuet euch, das Leben ist schön”!

Deine Rita.