Eine Rekonstruktion der Lebensverhältnisse und Analyse von Erinnerungen deutscher und polnischer ZeitzeugInnen
I. Einleitung
An die Tausende von ausländischen Männern, Frauen und auch Kindern, die während des Zweiten Weltkrieges in der Stadt Oldenburg in Handwerks- und Industriebetrieben, in der Landwirtschaft, bei der Reichsbahn, in Haushalten, beim Straßen- oder Bunkerbau arbeiteten, erinnern heute nur wenige Spuren im Stadtbild. Allein die Sammel- und Einzelgräber auf den Friedhöfen lassen erahnen, welche Folgen Zwangsarbeit für die aus Osteuropa verschleppten oder aus Westeuropa zwangsverpflichteten Männer und Frauen haben konnte. In der Regel fehlen auf den Friedhöfen erklärende Hinweise zum zeitgeschichtlichen Hintergrund. So werden beispielsweise die Todesumstände nicht genannt, und die Verstorbenen bleiben größtenteils namenlos. Allenfalls findet sich noch eine pauschale Inschrift, daß in der jeweiligen Friedhofsecke „ausländische Kriegstote“ beerdigt worden seien. Kaum einem Bürger der Stadt wird wohl bewußt sein, daß auf dem Gelände an der Peterstraße, auf dem sich heute das am 9. November 1990 eingeweihte zentrale Mahnmal für alle Opfer des Nationalsozialismus in Oldenburg befindet, Ende 1942 zwei Krankenbaracken für ausländische Arbeitskräfte errichtet wurden, damit der „normale“ Klinikbetrieb deutschen „Volksgenossen“ vorbehalten bleiben konnte.
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